Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses richtet die TU Berlin eine neue internationale Graduiertenschule ein. Auf der Basis von mathematischen Modellen werden Methodiken zur Simulation und Analyse realer Prozesse entwickelt. Damit sollen verschiedenste Phänomene und Probleme, die bei der Anwendung von Technologien zum Beispiel im Ingenieurbereich auftreten, verstanden und gelöst werden. Darauf liegt der Fokus der Forschung innerhalb des Graduiertenkollegs. Das Besondere der „Berlin International Graduate School in Model and Simulation based Research“ (BIMoS) ist, dass sie hochgradig interdisziplinär ausgerichtet ist und nicht mit Drittmitteln, sondern für die nächsten drei Jahre ausschließlich von der TU Berlin finanziert wird.
Neben Geld für eine Koordinationsstelle und ein Sekretariat stellt die Universität für die nächsten drei Jahre 50.000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus stiften die Universität und die Fakultäten insgesamt sieben Stipendien, die mit 1500 Euro pro Monat dotiert sind.
Die Interdisziplinarität zeigt sich darin, dass alle sieben Fakultäten der Universität von den Geisteswissenschaften, über die Naturwissenschaften und Mathematik bis hin zu den ingenieurwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen involviert sind. „Diese hohe interdisziplinäre Vernetzung war uns wichtig, weil nur durch das Zusammenspiel von Methodiken verschiedener Disziplinen hochkomplexe Probleme der heutigen Zeit wie zum Beispiel aus den Ingenieurwissenschaften gelöst werden können“, sagt Dr. Jörn Sesterhenn, Professor für Numerische Fluiddynamik. Zusammen mit der Mathematikerin und Einstein-Professorin Dr. Gitta Kutyniok wird er die Graduiertenschule leiten.
Zu den Themen, mit denen sich die zu Beginn circa 50 Doktorandinnen und Doktoranden der Graduiertenschule beschäftigen werden, gehören die hochdimensionale Datenanalyse, inverse Probleme, diskrete Optimierung, robuste und stabile numerische Simulationen und Modellierung. Um mathematische Methoden überhaupt nutzen zu können, müssen physikalische, chemische oder mechanische Prozesse mathematisch beschrieben werden oder anders ausgedrückt, sie müssen in die Sprache der Mathematik, in ihre Formeln und Gleichungen, übersetzt werden. Ein hochkomplizierter Vorgang, der bei der Modellierung geschieht.
„Die hochdimensionale Datenanalyse kommt zum Beispiel in der Proteomik-Forschung bei der Analyse von Proteomik-Daten zum Einsatz“, sagt Gitta Kutyniok. Ein Proteom ist die Gesamtheit aller in einer Zelle vorkommenden Proteine, die einer permanenten zeitlichen Veränderung unterliegen. Da die Proteine einer Zelle Auskunft geben über Erkrankungen, stellt sich die Frage, ob mit Hilfe der hochdimensionalen Datenanalyse zum Beispiel Aussagen über eine Krebserkrankung getroffen werden können. Solche Diagnosen nur aufgrund von Proteomik-Daten treffen zu können bietet den Vorteil, dass dem Patienten lediglich Blut abgenommen wird und er sich keinen aufwendigen Untersuchungen unterziehen muss.
Ein anderes wichtiges Forschungsfeld in der Graduiertenschule sind die sogenannten Inversen Probleme. „Darunter versteht man in der Wissenschaft jene Probleme, bei denen man aus der Beobachtung der Ergebnisse auf die Ursachen schließen möchte. Ausgangspunkt ist die Nichteindeutigkeit der Situation. Ein klassisches Beispiel ist: Welche Frage könnte gestellt worden sein, wenn die Antwort ‚blau‘ ist? Zu dieser einen Antwort könnten unendlich viele Fragen geführt haben“, erläutert Jörn Sesterhenn. „Eines der Projekte beschäftigt sich deshalb mit der Rekonstruktion von Strömungsdaten aus Bildern.“ Die Methode lasse sich ebenso anwenden auf die Optimierung einer Situation, so der Wissenschaftler. Ausgehend vom Optimum wird nach den Bedingungen gesucht, die dazu geführt haben.
Zur Eröffnung der Graduiertenschule möchten wir Sie herzlich einladen:
Zeit: am Mittwoch, dem 19. November 2014, 16.00 bis 18.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135,10623 Berlin, Lichthof
Bitte melden Sie sich an unter:
http://www.dialogplattform.tu-berlin.de/?151750